Kein Frieden den Feinden unserer demokratischen Grundordnung

Persönliche Betrachtungen von Frank Werthmann im August 2020:

Die Gemeindevertretung ist in der Sommerpause. Grund genug, als jemand, der sich mit Freuden in der Kommunalpolitik engagiert, mal inne zu halten und das Erlebte Revue passieren zu lassen.

Mein Eindruck ist: In der Gemeindevertretung wird hart gearbeitet und man ringt um eine mehrheitsfähige Position. In alle der sieben Fraktionen steht das Wohl von Mühltal im Vordergrund. Natürlich gibt es am Anfang keine gemeinsame Sicht, was das Wohl von Mühltal nun konkret sei, sondern je nach politischer Coulour haben die Gruppierungen unterschiedliche Schwerpunkte. Das ist gut so, denn durch viele Brillen erkennt man eher die richtige Lösung. Und nicht immer verderben viele Köche den Brei.

Andererseits erlebe ich eine negative Einstellung gegenüber denjenigen, die bereit sind sich politisch zu engagieren. In Stammtischgesprächen überrascht mich immer wieder, mit welcher Heftigkeit eine negative Einstellung auf alle „Politiker“ zu Tage tritt. Inkompetenz, nur falsche Entscheidungen , unmögliche Politik sind noch freundliche Worte. Auch in den sozialen Medien wird mit großer Häme über andere Menschen hergezogen, die nicht der eigenen Meinung sind oder die in der Gemeindeverwaltung angeblich ihren Job nicht richtig machen. Was gemeinsam erreicht wurde, ist offensichtlich für die Verfasser dieser Notizen unwichtig. Was ist hier los in unserer Gesellschaft?

Auch andere Institutionen, die unsere freiheitliche und demokratische Ordnung verteidigen, wie Polizei, Presse und Juistiz werden von dieser Ablehnung getroffen. Was nicht in die eigene Gedankenwelt passt, wird als Fake News oder Lügenpresse niedergemacht. Wenn ich in der Tagesschau die Horden gröhlender Jugendlicher in Frankfurt in der Nacht vom Freitag auf Samstag anschaue, die keinen Respekt vor der Polizei oder den anderen staatlichen Organen haben, wird es mir bange um die Zukunft unserer freiheitlichen Grundwerte.

Diese Erosion der den Staat tragenden Funktionen irritiert mich. Meine Frau hat mich darauf hingewiesen, dass das kein neues Problem sei und hat mich auf eine Gerichtsrede von Cicero „Für Sestius“ aus dem Jahre 56 vor Christus aufmerksam gemacht. Achtung: Ich zitiere, auch wenn Satzbau und Sprache nicht mehr der heutigen Umgangsweise  entspricht.

„Denn für den Angriff auf den Staat stehen wirksamere Mittel zur Verfügung als zu seiner Verteidigung. Bedenkenlose Leute braucht man nur einen Wink zugeben, umsie in Aufruhr zu versetzen…. Die Rechtschaffenen dagegen neigen aus irgendeinem Grund zu allzu großer Bequemlichkeit und werden, nachdem sie die Anfänge nicht beachtet haben, schließlich im letzten Augenblick durch die äußerste Notlage aufgerüttelt, wobei sie freilich nicht selten wegen ihres trägen Zauderns , während sie auch unter Preisgabe ihrer Würde am Frieden festhalten wollen, das eine wie das andere verspielen.“

Ich meine: Der Inhalt von Cicero Gerichtsrede ist heute so aktuelle wie vor über 2000 Jahren. Die Antwort liegt für mich auf dem Tisch: Gewalt, Drohungen oder Hetzreden erlauben keine bequemliches  Lessez Faire-Verhalten, sondern verlangen den klaren Widerspruch: Zur Verteidigung unserer freiheitlichen Grundordnung.

Frank Werthmann

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